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Aufbereitung von Grauwasser

Zu gut fürs Klärwerk: Wir zeigen, wie sich Grauwasser aus Dusche und Spüle für die Wassernutzung im Quartier aufbereiten lässt.

Was ist Grauwasser?

Grauwasser bezeichnet jede Form von Abwasser, das im Haushalt entsteht und nicht über die Toilette abgeleitet wird. Es fällt zum Beispiel bei der Nutzung von Wasser in der Küche (Geschirrspüler, Spüle), im Badezimmer (Waschbecken, Badewanne, Dusche) oder beim Wäschewaschen (Waschmaschine) an.

Eigenschaften von Grauwasser

Grauwasser hat den Vorzug, dass es wenig organische Stoffe enthält und im Vergleich zum Schwarzwasser nur schwach belastet ist. Es ist nährstoffarm, weist dagegen aber auch nur niedrige bakterielle Konzentrationen und vergleichsweise geringe Mengen an Medikamentenrückständen auf.

Grauwasser macht im Gegensatz zu Schwarzwasser den deutlich größeren Teil des Wasserverbrauchs aus, in Deutschland etwa 80 Liter, die im Falle des lokalen Recyclings nicht das energetisch wertvollere Schwarzwasser verdünnt.

Grauwasser im HAMBURG WATER Cycle

In der Regel wird Grauwasser mit Schwarzwasser und teilweise auch mit Regenwasser zusammen als Schmutzwasser zu einer Aufbereitungsanlage transportiert und dort gereinigt. Das Konzept des HAMBURG WATER Cycle (HWC) zeigt neue Wege der Abwasserentsorgung auf: Ein voneinander unabhängiger Transport und Verwertungsprozess des Schwarz-, Grau- und Regenwassers sorgt für eine effiziente und ökologische Nutzung der unterschiedlichen Abwasserströme. 

Im HWC wird Grauwasser demnach über ein separates Kanalsystem strikt vom Schwarzwasser getrennt. Es wird in einer eigens dafür angelegten Anlage geklärt und könnte vor Ort in lokale Gewässer geleitet werden und zu einem verbesserten Mikroklima, insbesondere in heißen Sommerperioden beitragen. kann im Anschluss in lokale Gewässer eingeleitet werden. Darüber hinaus ist auch eine Wiederverwendung als Brauchwasser denkbar, die wir im Projekt GRE:Y erproben: Aufbereitetes Grauwasser kann dann etwa als Toilettenspülwasser oder zur  Bewässerung von Grünflächen, Dachbegrünung oder im Garten dienen – und unsere Wasserwerke besonders bei Volllast im Hochsommer entlasten.

Projekt GRE-Y: Wasser gezielt recyceln

Mit dem Projekt GRE-Y erproben wir das Grauwasserrecycling erstmals in unserem Reallabor an der Jenfelder Au: Grauwasser fließt dabei direkt in eine Aufbereitungsanlage auf dem Betriebshof. Weil es nicht mit Fäkalien in Berührung kommt, ist es vergleichsweise gering verschmutzt. Trotzdem enthält es natürlich Schadstoffe, die entfernt werden müssen: Spuren von Diclofenac zum Beispiel, einem medizinischen Wirkstoff der unter anderem in Schmerzgels verwendet wird, Phosphate, Tenside oder Mikroplastik, die etwa über Reinigungsmittel ins Abwasser gelangen.

Um das Grauwasser zu reinigen, nutzen wir eine zweistufige Aufbereitungsanlage: Die erste Stufe ist eine biologische Behandlung mit einem Festbettbioreaktor. Dort bildet sich Schlamm, in dem Mikroorganismen Schmutzstoffe entfernten. Anschließend gelangt das Wasser in eine Spezialfilteranlage mit Ultrafiltrationsmembran, in der die noch verbliebenen Mikroschadstoffe entfernt werden.

Übrig bleibt Wasser, das zwar kein Trinkwasser ist, aber das alle Anforderungen an Brauchwasser erfüllt und bedenkenlos genutzt werden kann, um beispielsweise den Spülkasten einer Toilette zu befüllen oder um eine Grünfläche zu wässern.

Das Brauchwasser geben wir an den benachbarten Gewerbehof weiter. Hier wird es in einer Zisterne zwischengespeichert, die auch überschüssiges Regenwasser sammelt. Ziel ist es, in erster Linie das Regenwasser vor Ort wiederzuverwenden, daher erproben wir im Projekt ein Modul, das Regenwasser bei der Nutzung Vorrang gewährt. Die Steuerungstechnik erkennt, wenn der Zustrom von Regenwasser nachlässt und schaltet ab einer bestimmten Füllmenge auf Grauwasser um.

Mit der Kombination von Brauch- und Regenwasser kann der Gewerbehof sich ganzjährig auf die lokalen Wasserquellen für den Betrieb von Toiletten und die Bewässerung von Pflanzen verlassen. Unser aufbereitetes Brauchwasser hilft dabei vor allem in trockenen Sommermonaten, wenn Regenwasser knapp ist und Pflanzen besonders versorgt werden sollen. Dass dabei kein Trinkwasser verbraucht wird, entlastet unsere Wasserwerke, die bei dem hohen Bedarf in Trockenzeiten auf Volllast laufen.

Das Projekt GRE-Y ist deutschlandweit das erste Projekt, in dem ein städtisches Wasserunternehmen mit einem privaten Gewerbeparkbetreiber ein kombiniertes Regen- und Grauwasserrecycling umsetzt. Es ist zunächst auf fünf Jahre begrenzt und wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt als Demonstrationsprojekt gefördert. Kooperationspartner ist die ADOLF WEBER Grundbesitz- und Projektentwicklungsgesellschaft.

Förderung

Das Projekt wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert.